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Der SAT-Kongress fand 2020 im Internet statt

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Der sechstägige SAT-Kongress (26. bis 31. Juli 2020) hatte einen Bezug zu Białystok (Polen) – wo er ursprünglich stattfinden sollte – weil Pŝemek W. vom Bialystoker Esperanto-Zentrum ihn von dort aus durch Zoom geleitet hat, aber auch weil einige Programmpunkte immerhin einen Ortsbezug hatten. Geplant wird, den Kongress nächstes Jahr in Białystok abzuhalten – vorausgesetzt, die Pandemie läßt nach und die unablässige Tierausbeutung uns keine neue Zoonose beschert. Aber dieses Jahr fand der Kongress eigentlich auf anationalem Gebiet statt – im Internet.

Zwar hat die Pandemie viele überrascht, doch wurde ein solches Ereignis seit Jahren durch Experten vorausgesagt. Viele dachten lieber nicht daran und erst recht nicht daran, Vorkehrungen gegen so etwas zu treffen. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls waren die plötzlich erscheinenden Herausforderungen nicht einzeln vorhersehbar. Nicht nur SAT sah sich mit einer neuen Situation konfrontiert.

Die Kongressteilnehmer, überwiegend in einem weniger technikaffinen Alter als etwa Studenten, kamen im Großen und Ganzen zurecht. Nach dem Kongress notierten sie positive wie auch negative Aspekte des ungewohnten Formats.

Einige positive Aspekte:

Umweltbelastung durch Reisetätigkeit wurde vermieden, besonders bei den vielen, die sonst per Flugzeug anreisen würden. Manche konnten auch erhebliche Reisekosten sparen. Der Internet-Kongress „machte es Menschen (auch denen, die aus finanziellen oder anderen Gründen niemals an einem gewöhnlichen Kongress teilnehmen könnten) in der ganzen Welt möglich, aktiv mitzumachen und sich einzubringen, und er begünstigte die Integration der Mitglieder“, sagte ein Teilnehmer aus Brasilien. Auch konnten Menschen dabei sein, deren Einreise in die EU normalerweise durch deren Visumsbestimmungen vereitelt würde.

Gesichter und Gesichtsausdrücke der Teilnehmer waren auch im Internet gut zu erkennen, wenigstens bei denen, die eine Kamera hatten. Auch die Übermittlung graphischen Materials funktionierte. Teilnehmer beurteilten die Tonqualität gesprochener Beiträge und die Eignung des Internetformats für kulturelle Programmpunkte jedoch nicht einheitlich.

Natürlich wurde nicht alles positiv eingeschätzt:

Obwohl die Organisatoren informationsreiche Präsentationen über Białystok vorbereitet hatten, gingen unweigerlich Ortsbezug und Touristisches etwas unter.

Es kam auch vor, dass Interessierte wegen technischer Schwierigkeiten, z.B. bei der Bedienung von Zoom, fernblieben. Dieses Problem dürfte aber mit der Entwicklung der Technik und der allgemeinen Gewöhnung an ihr kleiner werden.

Zufriedenstellende Planung für Menschen aller Zeitzonen war nur teilweise möglich, wogegen auch keine Technik hilft. Die Situation war neu, und kurzfristige Zeitverschiebungen im Programm wurden nötig.

Kongresanaro el pluraj kontinentoj

Informelle Interaktion außerhalb des Programms gab es zwar, aber sie beschränkte sich auf kurze Gespräche in der ganzen Gruppe nach einigen Programmbestandteilen. Dafür gewöhnen sich viele gerade jetzt an regelmäßige Kontakte bei kleineren Internet-Treffen, die über das ganze Jahr stattfinden.

Das Medium des Internets wurde auch nicht als ungemütlich empfunden: ein Teilnehmer zitierte als emotionale Erlebnisse den Film über die Wahl in Barcelona und den Wahlsieg von Ada Calau, sowie die Interviews von jungen, auf Samos festgehaltenen Geflüchteten, die eine Teilnehmerin direkt von dort übermittelte.

Mit der Außenwirkung des Kongresses war es anders als gewöhnlich: die übliche Außenwirkung am Kongressort fiel flach, dafür meldeten sich wegen der Kostenlosigkeit SAT-Mitglieder und andere Esperantosprechende an, die man sonst dort nicht sehen würde.

Wie werden künftige SAT-Kongressen aussehen? Die Leitresolution entwarf eine Vision: “In Anbetracht des Erfolges und der Teilnahme Esperantosprechender aus der ganzen Welt an diesem virtuellen SAT-Kongress, schlagen [die Teilnehmer] vor, künftige SAT-Kongressen so abzuhalten, dass physische Präsenz mit virtuellen Möglichkeiten in einer Weise kombiniert werden, die Mitglieder einbezieht, die aus welchem Grund auch immer nicht zu den jährlichen Präsenzkongressen und -treffen von SAT reisen können.” Aber wie soll ein Mischformat konkret aussehen? Es ist zu früh, Einzelheiten auszuarbeiten, aber nicht um die Vorhersage zu wagen, dass Präsenz und Internet künftig kombiniert werden.

Gary Mickle


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